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12. Vertriebenenempfang der SPD-Landtagsfraktion

Allgemein

Im Rahmen des 12. Vertriebenenempfangs der SPD-Landtagsfraktion durfte ich das Tanz- und Volkloreensemble Ihna aus Erlangen mit dem Brückenbauerpreis auszeichnen. In meiner Laudatio würdigte ich die völkerverständigende Arbeit der Gruppe:

Sehr geehrte Frau Jäger, Frau Hörner,
liebe Mitglieder des Tanz- und Folkloreensembles Ihna,

zuerst auch von meiner Seite ein herzlicher Dank für die wunderbare musikalische Umrahmung unseres Empfanges. Alleine dies wäre schon ein Grund, Sie auszuzeichnen.

Aber es gibt viel, viel mehr Gründe, auf die ich gleich eingehen werde.

Ich möchte aber zuvor meiner Freude Ausdruck verleihen, dass ich heute die Auszeichnung vornehmen darf.

Als Stellvertreterin des Bezirkstagspräsidenten von Mittelfranken und Beauftragte des Bezirks für die Partnerschaft mit der Woiwodschaft Pommern freut es mich natürlich, eine mittelfränkische Gruppe heute würdigen zu dürfen. Und als Ehrenmitglied der Pommerschen Landsmannschaft freut es mich umso mehr.

Die Pommersche Jugend von „Ihna“ bekam von mir zusammen mit Herrn Haenel im Jahr 2009 den Brückenbauerpreis verliehen – und heute – 10 Jahre später - der ganze Verein unter Leitung von Frau Jäger.

Die Danz und Speeldeel „Ihna“ wurde im Jahr 1971 von Eike Haenel ins Leben gerufen – also vor 48 Jahren.

Die Geschichte geht aber noch weiter zurück. Eigentlich wurde Ihna am 09.11.1957 als Pommernjugend in Erlangen gegründet, wandelte sich aber über die Tanzdeel Rega zu einem reinen Tanzensemble.

An dieser Stelle möchte ich an den im vergangenen Jahr verstorbenen Gründer Eike Haenel, ein gebürtiger Pommer, erinnern, der es lange vor dem Fall der Mauer und des Eisernen Vorhangs verstand, über den Kulturaustausch Schritte zur Aufnahme von freundschaftlichen Verbindungen zwischen den Völkern des damaligen Ostblocks zu unternehmen.

Durch die Auftritte von „Ihna“ in vielen deutschen Städten, dem europäischen Ausland und mit Gastspielreisen nach Übersee ist „Ihna“ zu einer der bekanntesten deutschen Tanzgruppen geworden. Sie wirkte sogar in einer Reihe von Fernsehsendungen mit. Ein Ensemble – so haben wir sie heute erlebt – mit einer wahnsinnigen Ausstrahlung und überschäumender Lebensfreude.

Wichtiger Bestandteil des Ensembles ist das kleine Orchester. Es wird ausschließlich mit eigener Musik aufgetreten. Frau Jäger schreibt sogar die Noten dafür und spielt selbst Klarinette.

Seit 2006 gibt es außerdem eine Akrobatikgruppe.

Jetzt fragen Sie sich vielleicht, wo der Name „Ihna“ herkommt?

„Ihna“ ist der Name eines pommerschen Flusses, der u.a. auch durch die Gemeinde von Gollnow fließt. Seit 1993 gibt es auch in Gollnow ein fast gleichnamiges Ensemble. Während sich „Ihna“ mit „h“ aus Erlangen sich mit ihrem Repertoire an pommerschen Tänzen entlang des Flusses bis zum Jahr 1945 anlehnt, bezieht sich die polnische Schwester „Ina“ ohne „h“ vor allem auf Folklore nach 1945.

Ein Fluss vereint also zwei Tanz- und Folkloreensembles, die im vergangenen Jahr ihre Silberne Hochzeit feierten und auf zahlreiche Begegnungen zurückblicken können.

Durch die jährlichen Besuche und Auftritte, bei denen die Unterbringung auch in Gastfamilien erfolgt, konnten über die Jahre viele persönlichen Kontakte und Freundschaften geschlossen werden. Man tauscht sich dabei aber auch fachlich aus und lernt viel über die polnische und deutsche Kultur von früher und heute.

Ein bedeutsamer Beitrag zur Völkerverständigung. Die schwierige geschichtliche Vergangenheit haben sie von Beginn an als Freunde aufgearbeitet – wichtig darauf hinzuweisen, vor allem in einem Gedenkjahr 2019, in dem wir an den Beginn des 2. Weltkrieges vor 80 Jahren erinnern.

Man stelle sich vor: Die Danz und Speeldeel Ihna war die erste Tanzgruppe, die mit Folklore aus den Vertreibungsgebieten in Polen auftrat.

Alle getragenen Trachten stammen aus dieser Gegend: Die Pyritzer Weizackertracht, die Belbucker Tracht, die Jamunder- und Kaschubentracht und nicht zuletzt die Mönchguter Fischertrachtl

Wenn man sich die ellenlange Übersicht der Kontakte in den vergangenen Jahrzehnten anschaut, dann stellt man fest, dass es nicht nur Kontakte nach Pommern gibt und gab, sondern auch z. B. nach Breslau, Warschau, Krakau, Moskau, Wladimir, Tschechien, Ungarn, aber auch nach Brasilien, den USA, Mexiko, Kanada und Südafrika.

Weitere internationale Kontakte führten die Gruppe im April dieses Jahres in die Vereinigten Arabischen Emirate. In diesem Monat wird das Tanzensemble außerdem wieder in Osteuropa bei einem internationalen Tanzfestival in Estland ein.

Besonders hervorheben möchte ich, dass dieses unvorstellbare Engagements des Tanz- und Folkloreensembles trotz des selbst gestellten hohen Anspruchs ausschließlich aus Amateuren besteht.

Im Jahr 2015 erhielt das Ensemble den Kulturpreis des BdV Bayern.

Und heute bekommt es die Auszeichnung „Brückenbauer“ der SPD-Landtagsfraktion.

Sehr geehrte Damen und Herren,

Sie sind wahre Brückenbauer zwischen Ost und West. Ich gratuliere Ihnen dazu sehr herzlich!