Schrift kleiner Schrift größer

 

Gedanken zum Jahreswechsel 2006/2007

Allgemein

Liebe Leserinnen und Leser,

auch heuer bringe ich Ihnen auf diesem Wege meine ganz persönlichen Weihnachts- und Neujahrswünsche, die ich dem Zitat des im Januar diesen Jahres gestorbenen Altbundespräsidenten Johannes Rau widmen möchte, der einmal sagte: "Was immer ein Mensch getan hat, er bleibt ein Mensch."

Dass der Mensch nicht nur Einfluss auf seine unmittelbaren Mitmenschen sondern auch auf die gesamte Welt um ihn herum hat, ist eine altbekannte Weisheit, die damit jedoch nichts an Aktualität verloren hat. Auch in diesem Jahr sind wir wieder mit Ereignissen konfrontiert worden, die von Menschen gemacht waren und anderen großes Leid brachten. So hat der Libanonkrieg Tausende von Menschenleben gekostet, über eine Million Menschen heimatlos gemacht und trotz Friedensvertrag eine ganze Region auf lange Zeit hinaus entwurzelt und zerrüttet.

Aber auch die Drohkulissen des internationalen Terrorismus haben die Furcht der Menschen vor den Menschen wach werden lassen.

Besonders betroffen hat mich dabei die Gewalt, die sich in diesem Jahr in unserem eigenen Land abgespielt hat. Die Vorgänge an der Rütli-Schule in Berlin oder der Amoklauf an der Schule in Emsdetten haben gezeigt, dass auch bei uns die Gewalt gären kann, die nicht allein durch das Verbot von Computerspielen verhindert werden kann, sondern die Gesellschaft und ihre Politiker in die Pflicht nimmt, gerade jungen Menschen neue Wege und echte Chancen in unserem Land zu eröffnen.

Hier haben wir gerade in Bayern die Verpflichtung in der Bildungs-, Sozial- und Wirtschaftspolitik über Parteigrenzen hinweg an vernünftigen Lösungen zu arbeiten, damit junge Menschen neben einer optimalen schulischen Qualifikation auch entsprechende Ausbildungs- und Berufsperspektiven bekommen. Hier seien nur das Hauptschulsterben, das problembeladene achtstufige Gymnasium, die katastrophale Ausbildungsplatzsituation und die Probleme der Migrantenkinder erwähnt, die in der Zukunft für sozialen und gesellschaftlichen Sprengstoff sorgen könnten.

In diesem Zusammenhang möchte ich an den 60. Jahrestag der Bayerischen Verfassung erinnern, die entscheidend auf den sozialdemokratischen Ministerpräsidenten Wilhelm Hoegner als einen der Verfassungsväter zurückgeht. Bildung und Erziehung nehmen einen hohen Stellenwert in der Verfassung ein. Ob Anspruch auf Ausbildung, Recht auf Arbeit und angemessene Entlohnung, Bindung von Kapitalnutzen und Wirtschaftstätigkeit an das Gemeinwohl - mit ihren sozialen Grundrechten ist die Bayerische Verfassung ein lebendiges Beispiel dafür, dass der gerechte Staat und die solidarische Gesellschaft keine Utopie bleiben müssen.

Das vergangene Jahr hat uns aber auch gezeigt, dass es viele gute Nachrichten im Kleinen wie im Großen gab. Da war der Enthusiasmus der Fußball-WM, bei der sich Deutschland nicht nur als hervorragender Gastgeber zeigte sondern auch einen neuen, fröhlichen Patriotismus der allgegenwärtig war. Die stolz gezeigten schwarz-rot-goldenen Farben und der euphorische Überschwang lieferten der Welt ein anderes, unbeschwertes Gesicht von Deutschland.

Da war der Papstbesuch in Bayern, der Millionen von Menschen begeisterte und einander näher brachte oder der Aufschrei über das Schicksal von Braunbär Bruno, das uns wochenlang beschäftigte und die Emotionen landauf landab aufheizte. Selbst die ergreifende Geschichte der geraubten Jugend einer Natascha Kampusch, die mit ihrer inneren Einstellung ein Martyrium überlebte, beeindruckte Millionen. All das sind für mich menschliche Ereignisse, die in unserer technik- und leistungsorientierten Welt eine Emotionalität und persönliches Mitgefühl der Menschen beweist, die fast schon verloren gegangen schien. In möchte deshalb auch nicht versäumen all denjenigen zu danken, die bereit sind, in unserem Gemeinwesen soziale Verantwortung zu übernehmen.

Und daher möchte ich auch mit einem weiteren Zitat von Johannes Rau schließen: "Wir dürfen unseren Kindern nicht vorgaukeln, die Welt sei heil. Aber wir sollten in ihnen die Zuversicht wecken, dass die Welt nicht unheilbar ist." Daran mitzuarbeiten ist unser aller Aufgabe.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen besinnliche Weihnachtstage und einen fröhlichen Start ins neue Jahr, das Glück und Gesundheit für Sie bereit hält und jeden Tag zu etwas besonderem werden lässt.

Ihre SPD-Landtagsabgeordnete

Christa Naaß, MdL