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Opfer und Verfolgte des NS-Regimes aus bayerischen Parlamenten

Allgemein


Christa Naaß zeigt Johanna Werner-Muggendörfer die Dokumentation über Heiner Stöhr

- Christa Naaß bei der Eröffnung der Dokumentation – Heiner Stöhr aus Weißenburg unter den Verfolgten -

Auf Initiative der SPD-Landtagsfraktion hatte das Parlament vor zwei Jahren einstimmig beschlossen, eine Gedenktafel für die verfolgten Abgeordneten der NSZeit anzubringen. Dabei sollte vor allem der 16 SPD-Abgeordneten gedacht werden, die 1933 gegen das „Ermächtigungsgesetz“ gestimmt hatten.

Weiter hatte das Präsidium des Bayer. Landtags, dem die Haundorfer SPDLandtagsabgeordnete angehört, dem Haus der Bayer. Geschichte und dem Institut für Zeitgeschichte den Auftrag erteilt, alle Mitglieder der Landtage zu erfassen, die im Dritten Reich Widerstand geleistet und unter der nationalsozialistischen Unrechtherrschaft gelitten haben.

„Dabei wurden nur solche Abgeordnete in die Dokumentation aufgenommen“, so Christa Naaß, „die die bis heute gültigen Kriterien des Entschädigungsgesetzes von 1949 und des bayerischen Gesetzes über die Anerkennung als Verfolgte von 1952 erfüllen und deren Schicksal als Verfolgte eindeutig durch Archivmaterial belegbar ist.“

Die in zweijähriger Forschungsarbeit erstellte Dokumentation enthält individuell recherchierbare Opfer-Biografien von derzeit 315 bayerischen Parlamentariern, die unter der Nazi-Diktatur gelitten haben. Diese ist ab sofort an einem Computer-Terminal im Landtag online abrufbar und ergänzt eine im Kreuzgang des Maximilianeums angebrachte Gedenktafel. Christa Naaß weist weiter darauf hin, dass diese Dokumentation auch im Internet unter www.bayern.landtag.de abrufbar ist.

Aufgeführt ist unter den Opfern und Verfolgten neben prominenten Namen wie Wilhelm Hoegner, Hanns Seidel auch der ehemalige Weißenburger SPDLandtagsabgeordnete Heiner Stöhr, dessen Todestag sich am 09. Dezember diesen Jahres das 50. Mal jährt. Heiner Stöhr war von 1946 – 09.12.1958 Abgeordneter des Bayerischen Landtags.

Auf Grund seiner Mitgliedschaft bei der Sozialdemokratischen Partei verlor er seine Stelle als Posamenter in Folge der Inhaftierung am 18.04.1934. Vom 18.04.34- 05.35 war er in Gefängnissen in Nürnberg und München inhaftiert. Am 22.01.1935 wurde er wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu fünf Jahren und 6 Monaten Zuchthaus verurteilt und kam ab 24.05.1940 in Schutzhaft in das KZ Dachau bis zur Befreiung des Lagers im Jahr 1945. Dort wurde er von Mithäftlingen als „Engel von Dachau“ bezeichnet, weil er trotz widriger menschenunwürdiger und menschenverachtender Umstände, sich für andere einsetzte.

Ungebrochen setzte er seine Arbeit, sein Engagement für Menschen nach Beendigung der NS-Diktatur fort und gründete z.B. zusammen mit seiner Frau Else das „Else- und Heiner-Stöhr“ Altenheim in Weißenburg.